Das Standortproblem

Die Suche nach geeigneten Standorten für ökonomische Aktivitäten stellt eine konstitutive betriebswirtschaftliche Aufgabe dar. Es handelt sich um hoch komplexe Problemstellungen. Mathematische Optimierungsverfahren scheitern an der exponentiell zunehmenden Komplexität bei steigender Kriterienzahl sowie der weitgehenden Ausklammerung der in der Praxis zunehmend bedeutsamen qualitativen Kriterien.

Aufgrund der mathematischen Komplexität, qualitativer Standortfaktoren sowie der begrenzten Rationalität der Entscheidungsträger muss in der Unternehmenspraxis das Ziel der Optimierung zugunsten der Suche nach geeigneten Standorten aufgegeben werden.

Die Standortplanungsliteratur propagiert eine stufenweise Vorgehensweise bei der Auswahl geeigneter Standorte gemäß folgendem Schema:

 

Eine Vielzahl von Standortkriterien weist einen expliziten oder impliziten Raumbezug auf.
Sozioökonomische Phänomene sind meist eindeutig im Raum lokalisiert. Zwischen Ihnen existieren räumliche und zeitliche Distanzen.

Viele Standortkriterien besitzen eine räumliche Wirkungen, d.h. Ihre Relevanz geht über den unmittelbaren Standort eines entscheidungswirksamen Phänomens hinaus.

Zudem ist die räumliche Verteilung der Phänomene zu beachten. Klassische statistische Methoden fußen auf der Annahme der räumlichen Gleichverteilung von Phänomenen. Dies widerspricht allen Beobachungen der Realität. Damit verbunden sind die Abgrenzungsproblematik statistisch-administrativer Gebietseinheiten und das Phänomen der räumlichen Autokorrelation (diese besagt, dass die Ausprägung von Phänomenen mit der Distanz zwischen den Phänomenen korreliert).

Herkömmliche Verfahren wie z.B. die Nutzwertanalyse basieren ausschließlich auf alpha-numerischen Sachdaten zu Standortkriterien. Diese sind entweder vorab definierten Standortalternativen zugeordnet, oder werden aber auf Ebene administrativer Gebietseinheiten untersucht. Der Raumbezug der Standortkriterien bleibt mit konventionellen Methoden generell unerforscht und aus dem Entscheidungsprozess ausgeklammert.
 

Alle populären Entscheidungsmethoden reflektieren entscheidungstheoretische Erkenntnisse des Standortentscheidungsprozesses nur bedingt. Dies gilt insbesondere für die Inderdependenz der Informationssuche, -analyse und der Entscheidungsphase.
Üblicherweise muss ein Methoden-Mix angewendet werden, um eine umfassende Standortbewertung zu gewährleisten.

Bei internationalen Standortentscheidungen erhöht sich die Komplexität der Entscheidung gegenüber derjenigen intranationaler Entscheidungen aufgrund...

Daher sind im Kontext internationaler Standortentscheidungen grundsätzlich noch höhere Anforderungen an die Entscheidungsmethoden zu stellen. Empirische Forschungen kommen jedoch übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass gerade aufgrund der beträchtlichen Komplexität in der Unternehmerischen Realität fundierte Methoden kaum Anwendung finden.

Um die Rationalität des Standortentscheidungsprozesses zu steigern, bedarf es der Entwicklung intuitiver, transparenter und flexibler Methoden, welche die unternehmensspezifischen Standortkriterien (qualitativ und quantitativ) integrativ zu einer Entscheidungsempfehlung zu verarbeiten im Stande sind. Die Handhabung muss einfach und der Nutzen offensichtlich sein, um in der Unternehmenspraxis zur Anwendung zu kommen und zu einer Steigerung der Rationalität des Entscheidungsprozesses zu führen.

Nach Meinung des Autors genügt die im folgenden dargestellte Methode diesen Anforderungen.