Fallbeispiel

Standortsuche eines Biotechnologieunternehmens in den USA

1.    Aufstellen des Kriterienkatalogs

Zunächst wurde ein Kriterienkatalog aufgestellt und eine Gewichtung der Kriterien vorgenommen. Die einzelnen Kriterien wurden operationalisiert indem z.B. für qualitative Kriterien geeignete Indikatoren gesucht wurden.

 

2.    Modellierung der Standortfaktoren

Im nächsten Schritt wurden alle erforderlichen Daten geokodiert sowie statistische Daten den jeweils zugrunde liegenden Raumeinheiten zugeordnet.

Mit Hilfe der Analysewerkzeuge wurden aus den Daten entscheidungsrelevante Information abgeleitet. Insbesondere sei auf die Möglichkeit hingewiesen, Standortfaktoren, die klassischerweise als qualitätiv gelten, mit Hilfe von Analyseverfahren zu quantifizieren. Dies sei nachfolgend demonstriert für den Standortfaktor Verfügbarkeit von akademischen Arbeitskräften aus dem Bereich Biowissenschaften. Hierzu wurde die räumliche Dichte der Fakultäten der Biowissenschaften ermittelt und mit der Anzahl der im jeweiligen Fachbereich eingeschriebenen Student gewichtet. Es wurden bestimmte Annahmen bezüglich der Mobilität der potentiellen Fachkräfte getroffen, so dass z.B. ab einer Entfernung von mehr als 150 km zu einer Fakultät, die Dichte den Wert 0 annimmt.  Liegen Fakultäten in räumlicher Nachbarschaft, so überlagern sich Dichtewerte. Somit kann ein Ort zwischen zwei Fakultäten eine höhere Attraktivität aufweisen, als ein Standort direkt an einer Fakultät, was sicherlich einer realistischen Perspektive entspricht.

 

3. Mathematische Modellierung

Manche Standortkriterien erforderten mathematische Modellierungen. Hier sei ein einfaches mathematisches Modell zur Ermittlung des Absatzpotentials jedes potentiellen Standorts in den USA aufgeführt. Das Ziel ist des Modells soll die Beantwortung folgender Frage sein:

 „Wo sind die Standorte, von denen aus das größte Marktvolumen aus bedient werden kann?“


Die Annahme laute wie folgt:

Mit steigender Distanz zum Absatzgebiet steigen Transportkosten und die Fähigkeit nimmt ab, den Markt effizient zu bearbeiten (Informationskosten, etc.)

Der Beispielhafte Lösungsansatz:

Das Resultat dieses Modells ist nachfolgend dargestellt:

 

3. Limitationale Standortkriterien

Bei einer Reihe von Kriterien wurden räumliche Mindestausprägungen festgesetzt. Alle Orte, die diesen Kriterien genügten, wurden als Alternativenraum für die weitere Betrachtung akzeptiert. Alle anderen scheiden grundsätzlich aus der Gesamtbewertung aus.

 

4. Substitutive Kriterien

Kriterien, deren Ausprägungen sich gegenseitig substituieren können, wurden gemäß einer Nutzenfunktion bewertet, sodaß die einzelnen Ausprägungen miteinander vergleichbar sind. Anschliessend wurden alle Kriterienkarten gemäß Ihrer Gewichtung miteinander verschnitten, d.h. zu einer Gesamtnutzenkarte bzw. Entscheidungskarte aggregiert.

5. Resultat der Standortgrobplanung

Nachfolgend ist das Resultat der Standortbewertung dargestellt. Nach diesem Schritt sind alle US-Regionen bzw. Kommunen nach Ihrer Standorteignung eindeutig bestimmt. Aus Standorttheoretischer Perspektive ist die Phase der Standortgrobplanung hiermit abgeschlossen.

 

6. Standortfeinplanung

In der anschließenden Phase der Standortfeinplanung kann der konkrete Standort, d.h. das Areal mit Hilfe von GIS erforscht und bestimmt werden. Hierzu kann der Maßstab der Betrachtung beliebig vergrößert werden. An dieser Stelle können zusätzliche Kriterien betrachtet werden. Beispielsweise: maximale Entfernung zum nächsten Autobahnanschluss, etc.